Ein Herz voll Gedanken
Boah, dieses halbe Jahr zog so schnell vorbei - ich kann es kaum glauben. So viele Eindrücke und spannende Begegnungen. Zeit zum Innehalten, die Wochen Revue passieren lassen und mich wieder neu auszurichten. Darum möchte ich dir ein paar Fragen stellen:
Indien, in irgend einer Textilfabrik, in der zu unaussprechlichen Bedingungen Stoffe für unsere Billig-Kleidung gefertigt wird. Nicht vor hundert Jahren, auch wenn die Zustände dies erahnen lassen würden, nicht gestern, auch wenn wir uns dies wünschen würden, sondern heute und in dieser Welt. Ich schreibe heute über einen Film, der meine Seele gestreift hat und wie wir anfangen können diese Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Was und am nächsten ist. Was uns berührt. Mal ehrlich, ist das nicht am wichtigsten? Trotz allem, was weltweit passiert, ob tragisch oder wunderschön. Trotz all unseren Freuden und Sorgen. Ich will mir Zeit nehmen. Zeit für mich und meinen Körper. Ich will auf ihn achten und ihn schützen. Ich will nur an ihn heranlassen, was gut ist für ihn.
Ich bin einzigartig. Niemand ist so wie ich und das war für mich nicht immer gut so. Ich hab mich lange dagagen gewehrt. Habe mich gefragt, warum ich heisse, wie ich heisse und warum ich bin, wie ich bin. Ich wollte nicht auffallen und sein wie die anderen. Ich verabscheute alles an mir, was nicht so war wie bei meinen Freunden. Mein hohe Stirn, meine grossen Füsse, meine fast durchsichtige und bleiche Haut, mein schräges Lächeln und allem voran meinen grossen Kopf. Ich wollte die gleichen Klamotten (meine waren immer ziemlich out of Fashion), die gleichen Freiheiten, andere und vor allem ältere Geschwister, ja, ich wollte sogar eine Zahnspange, nur weil die anderen eine hatten. Ich glaube, ich könnte diese Liste endlos weiterführen.
Es ist jetzt Ende Jahr und ich schau auf die letzten paar Jahre zurück. Richtig viel ist da in meinem Leben passiert. Da war Deutschland und die Ausbildung, die Mädels-WG und die vielen schweizer Freunde die mich besuchten. Dann die Hochzeit, der neue Job als Schnittechnikerin, der Umzug, der Blog. Ja, es war richtig gut. Auch mein Lebensstil hat sich komplett verändert in dieser Zeit.
Wie so oft, wenn die Jahreszeiten wechseln und das Wetter nicht weiss, ob es kalt, warm nass oder trocken sein soll. Wenn mein noch auf die Temperaturen der letzten Wochen eingestellter Körper ganz durcheinander ist. Da passiert es mir, das ich vor meinem, meiner Meinung nach viel zu grossen Kleiderschrank stehe und ich ernsthaft nicht weiss was ich anziehen soll. Die immer perfekt gekleideten Mädchen auf allen Plakaten machen das natürlich auch nicht besser. Und ich verzweifle weil ich in diesem Moment wirklich ALLES schrecklich finde! Da bereue ich es, nicht in der Stadt zu leben. Aber ja, schnell kaufen kann ja jeder, ich muss kreativ werden und irgendwas aus meinem Haufen zusammenkramen.
Wohl schon mein Leben lang hinterfrage ich mich, Menschen, unser Verhalten und natürlich die Welt mit all ihren Systemen. Immer wieder will ich die ganze Welt durchrütteln, auf den Kopf stellen und am liebsten gaanz neu strukturieren. Ich weiss ich kann das nicht. Ich weiss das niemand das kann. Doch klar - wir alle zusammen - und auch das geht ja irgendwie nicht - wäre es sonst nicht schon immer gut?
Ja, die Welt ist vollgestopft mit wunderschönen Sachen, Gefühlen, Farben.. Aber unter alledem ist es wohl für mich das Schönste, möglichst viele Gäste zu haben. Für alle zu kochen, die Wohnung hübsch herzurichten und dann mit Schokolade bekleckert noch im Pyjama und ungeschminkt vom ersten klingeln überrascht zu werden, rasch noch alles tun was in den 30 Sekunden bevor ich die Tür öffnen MUSS, erledigt werden kann, dann auf den blauen Knopf zu drücken, den Staubsauger weglegen und sobald ich Schritte höre laut Hallo rufen. Das ist für mich der Höhepunkt des Abends. Endlich sind sie da!
Was passiert, wenn du dich rüttelst und schüttelst und jeglicher Klim-bim von dir abfällt?
Dieses Wochenende war es wieder einmal so weit. Meine Schuhe lösen sich nach und nach auf und ich brauche unbedingt Ersatz. Nicht dass ich meine heissgeliebten Sandalen gar nicht mehr tragen könnte, aber leider kann jederzeit ihr letztes Stündchen schlagen. Da ich endlich auf sauberem Schuhwerk herumlaufen wollte, habe ich mich für ein Modell von Kavat entschieden.